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Denkmal des Monats

September 2015: Capitol, Zeitz

In Zeitz wurden die ersten Filmvorführungen in den Sälen von Gasthöfen veranstaltet. 1928 erhielt die Stadt ihr erstes, ausschließlich zu diesem Zweck errichtete Gebäude, das Kino Capitol in der Altstadt. Der Theaterbesitzer Paul Schächer ließ an der Ecke Judenstraße/Rossmarkt mehrere Häuser abreißen und gab den Bau eines Lichtspieltheaters in Auftrag. Entwurf und Bauleitung lagen in der Hand des Erfurter Architekten Carl Fugmann, der in den Jahren 1927 bis 1937 mehrere Kinobauten in Sachsen-Anhalt realisierte, wobei das Weißenfelser Gloria von 1927 das älteste ist. Es folgten Zeitz, Aschersleben und Wittenberg, alle modern, aber entsprechend ihrem Umfeld unterschiedlich gestaltet und alle von hoher künstlerischer und städtebaulicher Qualität (Abbildung 1). Die moderne expressionistische Fassade des dreigeschossigen Stahlskelettbaus in repräsentativem Rochlitzer Porphyrtuff erhielt eine barockisierende Pilastergliederung als Hommage an seine bauliche Umgebung und die Geschichte der Stadt. Die vier Halb- und Dreiviertelreliefs in den Feldern zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoss stellen wohl vier Musen, Schutzgöttinnen der Künste, dar: von links nach rechts Thalia, Kalliope, Terpsichore und Polyhymnia (Abbildung 2).

Das Gebäude, das sich in seiner Kubatur in die Straßenbebauung einfügt, prägt durch seine auffallende qualitätvolle Fassade nicht nur die Ecke zum Rossmarkt, sondern dominiert als künstlerisch und städtebaulich wichtigster Bau auch die gesamte Judenstraße.
Im Inneren sind die Grundrissdisposition, das Entrée mit seiner Marmorverkleidung, einzelne Heizungsverkleidungen in den typischen Formen des Art-Déco-Stils, individuell gestaltete Treppen- und Brüstungsgeländer sowie der Zuschauersaal mit seiner schwungvollen Führung der Emporenbrüstung und dem ovalen, kuppelartig gewölbten Deckenspiegel erhalten, dessen Rahmen mit Stuckornamenten verziert ist.
Das Kino wurde bis 1997 als solches genutzt. 2000 zum Theater umgewidmet, wurde das Gebäude in den Jahren 2000 bis 2004 durch die Stadt Zeitz als Eigentümerin um ein Bühnenhaus und ein Funktionsgebäude erweitert. Die Innenraumgestaltung mit ihren prägenden Rot- und Gold- bzw. Messingtönen wurde wiederhergestellt.

 

Text: Marina Meincke-Floßfeder
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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