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Denkmal des Monats

Dezember 2019: Rathaus II, Schlossstraße 11, Bernburg

Das in unmittelbarer Nachbarschaft des Bernburger Schlosses befindliche Gebäude wurde 1756/57 als Fürstliche Reitbahn samt Marstall errichtet. Durchgreifende Veränderungen der Baugestalt ergaben sich nach Aufgabe der ursprünglichen Nutzung. Im Zuge des durch die anhaltische Bauverwaltung initiierten Umbaus zum Verwaltungsgebäude für die Kreiskommunalverwaltung 1919 bis 1923 durch Regierungsbaurat Hans Wendler wurde der vorhandene Einheitsraum der großen Reithalle aufgegeben. Durch den Einzug einer Geschossdecke wurde eine zweite Nutzungsebene geschaffen. In beiden Ebenen wurden Büros eingerichtet. Das Gebäude ist durch zwei Treppenhäuser erschlossen (Abbildung 1). Der Haupteingang mit dem repräsentativen Vestibül und der Haupttreppe befindet sich in der Gebäudemitte.
Im weitläufigen Haupttreppenhaus ist die ursprüngliche Raumhöhe noch erfahrbar. Die raumhohen Farbglasfenster gingen im Krieg verloren. Die Farbfassung wurde 2008/09 nach restauratorischer Befunderhebung wiederhergestellt, einschließlich der Restaurierung der figürlichen Reliefs an den Wänden.

Im nördlichen Kopfbau, dem ehemaligen Marstall, entstand ein mit einer Empore versehener repräsentativer Beratungssaal für den Kreistag (Kriegsschaden, heute temporärer Ausstellungsraum). Der südliche Kopfbau wurde für das Finanzamt eingerichtet. Die Ausgestaltung der Treppenhäuser, Flure und des Kreistagssaals erfolgte nach Entwürfen von Richard Degenkolbe aus Halle. Die Wandfassung im Obergeschoss deutet die intensive Farbfassung an, die sich in den Fluren in expressionistischen Formen fortsetzt.

Künstlerisch überaus bemerkenswert ist die mit figürlichem Putzstuck versehene Treppe im Südflügel, dem ehemaligen Finanzamt. Die Treppenbrüstung ist mit vielfigurigen szenischen Darstellungen versehen. Die horizontalen Brüstungsbereiche bestehen aus männlichen Figuren in Dreiergruppen, die auf ihren ausgestreckten Armen den Handlauf zu tragen scheinen. Die Form der Darstellung an der Brüstung im Obergeschoss erinnert an antike Reliefs. Die Vielfalt der Darstellungen reicht von kämpfenden antikisierenden Kriegern mit Helm und Schild bis zu arkadischen Motiven. Den unteren Treppenabschnitt beherrschen überaus turbulente Szenen mit menschenverschlingenden Fabelwesen und Masken sowie Figuren in zeittypischer Kleidung (Abbildung 2). Die erhaltene bauzeitliche Farbfassung wurde 2017 gesichert und Fehlstellen ergänzt.


Text: Birthe Rüdiger
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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