Zur Navigation (Enter) Zum Inhalt (Enter) Zum Footer (Enter)

Denkmal des Monats

April 2022: Burg und Schloss, Allstedt

Als Reichsburg und Königspfalz sowie als Schauplatz der »Fürstenpredigt« von Thomas Müntzer ist die Burg Allstedt ein geschichtlich sowie bau- und kunstgeschichtlich hervorragendes Denkmal von landesweiter Bedeutung. Weithin sichtbar befindet sich die Anlage etwa 1,2 Kilometer nordöstlich des Ortes auf einem Bergsporn. Sie besteht aus Kernburg und Vorburg sowie dem Wirtschaftshof. Bereits im Hersfelder Zehntverzeichnis aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts erwähnt, diente die Burg bis in die staufische Zeit als Reichsburg und beliebte Pfalz der deutschen Könige. Im Jahre 1180 kam sie in den Besitz der Landgrafen von Thüringen, von 1247 bis 1920 gehörte sie zu wechselnden wettinischen Linien, heute zum größten Teil der Stadt Allstedt.

Über die Vorburg, in die man über eine Steinbrücke und durch einen gotischen Torturm mit einer Bekrönung von vier Renaissancegiebeln gelangt, erreicht man die Kernburg (Abbildung 2). Um diese erstreckt sich ein breiter, tiefer Graben; die Vorburg ist im Osten und Süden ebenfalls durch Gräben eingefasst. Hinter dem Torturm der Vorburg befindet sich ein fünfeckiger Hof, dessen Gebäude etwa Mitte des 18. Jahrhunderts für Wohnzwecke barock umgestaltet beziehungsweise neu errichtet wurden. Die Kernburg ist wie die Vorburg ebenfalls über eine steinerne Brücke zu erreichen. Der dortige Hof ist auf drei Seiten von Wohnbauten umgeben. Im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts errichteten die Edelherren von Querfurt bis zu 3,50 Meter starke Wehrmauern mit raffiniert angelegten Schießscharten. Zur ältesten bisher bekannten Bausubstanz der Kernburg zählt ein im Nordosten stehender, annähernd quadratischer Turm aus spätromanischer Zeit. Die Dreiflügelanlage entstand vom 12. bis ins 18. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert wurde der Westflügel für Wirtschaftszwecke umfassend ausgebaut. Von den spätgotischen Räumen besonders eindrucksvoll erhalten und von hervorragender Qualität ist die Küche mit zahlreichen Steinmetzzeichen und Querfurter Wappen auf den Schlusssteinen. Diese Küche zählt zu den am besten erhaltenen im spätmittelalterlichen Burgenbau Deutschlands (Abbildung 1). Ihr Schlot reicht noch heute bis zum Dachfirst hinauf. Unter Kurfürst dem Weisen entstand Anfang des 16. Jahrhunderts unter Verwendung der Außenmauern und der Küche ein moderner Wohnbau, wovon die Stufengiebel und Vorhangbogenfenster zeugen. Die einstige Ausstattung war nach den Quellen überaus reich. In der Barockzeit wiederum erfuhr das Schloss mit seinen einzelnen Flügeln weitere Umbauten. So befinden sich vor allem im Audienz- und Kamingemach des Westflügels barocke Stuckdecken; die Decke des Kamingemachs besitzt allegorische Figuren und Putti von Nicolao und Giovanni Battista Carcani aus dem Jahre 1694. Die Stuckdecke im sogenannten Audienzgemach oder Fürstenzimmer wurde 1988/89 zum größeren Teil erneuert, die Darstellungen aus der Apollosage im Mittelfeld malte Wolfgang Peuker. Der Ostflügel diente als Wohnhaus. In den Jahren 1722/23 wurde die dortige Schlosskapelle mit ihrem barocken Inventar im Stile der Zeit umgestaltet. Nördlich und unter ihr stößt das im 15. Jahrhundert ebenso erneuerte Burgtor an, zu dem auch eine Wachstube gehört. Die Pläne Herzog Ernst Augusts von Sachsen-Weimar-Eisenach, die gesamte Kernburg Mitte des 18. Jahrhunderts für einen aufwändigen Neubau abzubrechen, wurden nach seinem Tod nicht weiter verfolgt. Kulturgeschichtlich besonders bedeutend ist die Kernburg als Ort der Fürstenpredigt Thomas Müntzers am 13. Juli 1524 und als mehrfaches Domizil Johann Wolfgang von Goethes. Im 19. Jahrhundert diente das Schloss den Weimarer Großherzögen als Aufenthaltsort. Östlich der Vorburg und Kernburg befindet sich der Wirtschaftshof mit dem ehemaligen Brauhaus. Der äußere Wirtschaftshof ist geprägt von den 1887/88 erbauten Stall- und Verwaltungsgebäuden des einstigen, ebenfalls kulturgeschichtlich wichtigen Landesgestüts.


Text: Anja Tietz
Online:Redaktion: Anja Lochner-Rechta

Zum Seitenanfang