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Denkmal des Monats

Juli 2022: Konradsburg, Falkenstein

Der Name Konradsburg lässt sofort an eine Burg denken. Doch existierte eine solche, von der wir ohnehin nur wenig wissen, nur etwa zweihundert Jahre. Die Edlen von Konradsburg besiedelten und befestigten in der Nachbarschaft des gerade zerstörten Alten Falkenstein im Selketal eine neue Burgstelle, künftig nur noch Falkenstein genannt. Soweit urkundlich nachweisbar, nannten sich die Edelherren letztmalig 1142 nach der Konradsburg und im gleichen Jahr erstmals gesichert als von Falkenstein. Die Burggeschichte der Konradsburg endete demzufolge im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts. Dann folgten drei kirchliche Einrichtungen nacheinander: in den ersten beiden Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts ein Chorherrenstift, bereits vor 1133 ein Benediktinerkloster und nach dessen Verfall ab 1476 ein Kloster der Kartäusermönche. Nach dem Bauernkrieg verließen die letzten Mönche den Berg im Jahre 1526. Seitdem diente die Anlage unter teilweiser Verwendung der alten Klosterbauten und Errichtung neuer Gebäude als landwirtschaftliches Gut bis um 1960: nach höchstens 200 Jahren Burg und etwa 400 Jahren Klöster noch einmal etwa 450 Jahre Gut und Domäne.
Seit 1833 lassen sich Bemühungen nachweisen, die Kirche, insbesondere ihre Krypta, als »vaterländisches Alterthum« denkmalpflegerisch zu betreuen (Abbildung 1). Einem stark einsetzenden Verfall stemmten sich seit 1982 Ascherslebener Bürger erfolgreich entgegen. Seit 1990 setzte sich der neu gegründete »Förderkreis Konradsburg e. V.« mit großem Engagement für den Erhalt der Bauten ein, insbesondere des Kirchenrestes. Inzwischen in die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt aufgenommen, präsentiert sich die Konradsburg in einem gepflegten Zustand.

Der wichtigste Bau eines mittelalterlichen Klosters war selbstverständlich die Kirche, von der auf der Konradsburg noch ein kunstgeschichtlich sehr bedeutsames Bauteil erhalten geblieben ist – Anlass für die Aufnahme in die »Straße der Romanik« im Jahre 1993. Nach Abbruch der alten Burgkirche wurde zunächst eine neue, größere Kirche erbaut, doch diese wurde bereits gegen 1200 durch einen Neubau ersetzt. Der beeindruckende Bau kann inzwischen nach zahlreichen baugeschichtlichen Erkenntnissen weitgehend rekonstruiert werden: mit der erhaltenen Chorpartie mit drei Apsiden, einem Querhaus, einem basilikalen Langhaus und zwei Türmen im Westen sowie einer dreiflügeligen Klausur auf der Nordseite.
Erhalten geblieben ist nur der Chor mit dem Sanktuarium und der darunter befindlichen Krypta (Abbildung 2). In ersterem sind die Arkadenbögen zwischen dem Mittelschiff und den beiden höher liegenden Seitenschiffen sowie die vermauerten Bögen zum abgebrochenen Querhaus mit feinen spätromanischen Formen ausgezeichnet. In der fünfschiffigen, gewölbten Krypta bestimmen Pfeiler mit Kantensäulchen und Säulen mit verzierten Kämpfern, Kapitellen, Säulenschäften und Basen den großartigen Eindruck. Besonders reich verziert sind die vier Säulen des mittleren Joches – vor allem die beiden östlichen mit gedrehten Schäften –, das dadurch zusätzlich ausgezeichnet war. Stand hier ein Behältnis zur Aufbewahrung von Reliquien?
Der Bauschmuck der Krypta enthält »Prachtstücke blühendster romanischer Dekorationskunst«, formulierte Georg Dehio 1924. Die Palmettenringband- und Überschlagrankenkapitelle weisen eine große Gestaltungsvielfalt auf. Stilistisch lassen sich die Zierformen mit denen der Mittel- und der Westkrypta im Naumburger Dom in Verbindung bringen.
Christoph Türk hat das besondere »Verdienst«, auf Befehl Kardinal Albrechts, Erzbischof von Magdeburg und Mainz, zwischen 1536 und 1541 den größten Teil dieser spätromanischen Klosterkirche abgebrochen zu haben, um in einer kleineren Kapelle – dem dann noch vorhandenen Bau – den regelmäßigen Gottesdienst bequemer feiern zu können. Sehr wahrscheinlich hat Türk auch den alten Nordflügel des Klosters zu einem allerdings bescheidenen herrschaftlichen Schlösschen umbauen lassen. Was überflüssig war, wurde beseitigt, so der westliche Klausurflügel. Die nachfolgenden Herren von Hoym, im Ermsleber Schloss ansässig, nutzten die Konradsburg zunehmend nur noch als Vorwerk ihres eigenen Wirtschaftshofes in Ermsleben. 1693 ließen sie das Herrenhaus zu einem schlichten Verwalterhaus umbauen. Aber kurze Zeit danach, im Jahre 1713, kaufte der preußische Staat das Anwesen und führte dort bis 1945 eine verpachtete Domäne.


Text: Reinhard Schmitt
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

 

 

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