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Denkmal des Monats

Juni 2022: Burg Querfurt

Die Ansicht aus der Luft ist eindrucksvoll und lässt zweifellos erkennen, dass es sich in Querfurt um eine Burganlage von gewaltiger Dimension handelt. Es gibt mehrere Gründe, warum Burg Querfurt nicht nur zu den größten Burgen Sachsen-Anhalts, sondern auch des gesamten ostdeutschen Raumes zählt (Abbildung 1). Einer davon ist in ihrer langen Baugeschichte zu sehen, gehört sie doch zu den ältesten Burgen Mitteldeutschlands und wurde bereits im Hersfelder Zehntverzeichnis des 9. Jahrhunderts genannt. Seit dem 10. Jahrhundert ist das Geschlecht der Edlen Herren von Querfurt auf der Burg bezeugt, dessen bekanntester Vertreter Brun von Querfurt (»Apostel der Preußen«) 1009 den Märtyrertod erlitt. Die fortifikatorischen, repräsentativen, administrativen und auch wohnlichen Bedürfnisse der Burgherren führten in den folgenden Jahrhunderten zu einer stetigen Erweiterung der Bebauung.
Mit dem politischen Aufstieg der Edelherren begann der steinerne Ausbau der Burg. Sowohl Ringmauerreste, Relikte eines Wohnbaus als auch die Fundamente einer einfachen Saalkirche aus dem 10. Jahrhundert sind bekannt. Der Grundriss eines rechteckigen Gebäudes aus der Zeit um 1000 wurde unter dem Bergfried ergraben und noch heute ist im Aufgehenden ein aus dem mittleren 11. Jahrhundert stammendes, aufwändig gewölbtes Torhaus zu bestaunen. Schon in dieser frühen Phase war das gesamte Plateau dem Burgkomplex integriert, wenngleich sich die steinerne Bebauung wohl auf den Bereich um Bergfried, Kornhaus und Burgkirche konzen­trierte.

Nach der Belehnung mit dem Burggrafenamt von Magdeburg 1136 bauten die Edelherren ihren Stammsitz nach und nach standesgemäß aus. So entstand unter anderem ab 1162 die kreuzförmige, frei im Hof platzierte Burgkirche im Gedenken an den berühmten Ahnen, den Hl. Brun von Querfurt. Westlich der Kirche errichtete man einen Wohnturm; mehrere Wohnbauten und auch ein charakteristischer Palas fehlten nicht. Prägnantester Bau aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und die Fernsicht bis heute dominierend ist der auf der höchsten Stelle des Areals platzierte, gewaltige Bergfried »Dicker Heinrich« (Abbildung 2). Mit einem Durchmesser von 14,50 Meter, einer Mauerstärke von stellenweise über vier Meter und einer Höhe von mehr als 25 Meter war er nicht nur ein sicherer Rückzugsort und militärischer Wehrbau, sondern zugleich auch ein repräsentatives und machtdemonstrierendes Statussymbol der Bauherren.
Im 14. Jahrhundert kam es erneut zu einer vermehrten Bautätigkeit, vornehmlich unter Gebhard XIV. von Querfurt (circa 1356 bis 1383), was die innere Struktur verdichtete und gleichzeitig die Dimension der Burg ein weiteres Mal vergrößerte. Neben dem hohen schlanken »Pariser Turm« und einem modernen Saalgeschossbau mit Hofstube sei vor allem die Anlage des umlaufenden Grabens mit Ringmauer sowie der Bau der Grabkapelle an der Nordseite der Burgkirche benannt. In der Kapelle befindet sich Gebhards bedeutende Grabtumba, die mit hervorragend gearbeiteter Skulptur und Bauplastik geziert ist und stilistisch der böhmischen Parlerwerkstatt nahesteht.

Im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts erfuhr die Burg mit der monumentalen Westtoranlage mit Zugbrücke sowie den mächtigen Außenrondellen einen letzten großen fortifikatorischen Ausbau. Sowohl die Bauform der mehrgeschossigen, mit Hakenbüchsen- und Kanonenscharten versehenen Artilleriewerke als auch ihre Anordnung an der inneren Zwingermauer und in den Graben weisend spiegeln die wehrtechnische Anpassung an die im Spätmittelalter herrschende Kriegstaktik und Militärtechnik wider. In Querfurt begegnen uns die frühesten Rondelle dieser Art in Mitteldeutschland und ein gewisser Experimentierstatus in der Bauweise ist ihnen anzusehen. Wenngleich ihre gedrungene Form nicht die Fernsicht prägt, bestimmen sie das heutige Erscheinungsbild der Burg Querfurt maßgeblich mit.


Text: Dirk Höhne
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

 

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