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Denkmal des Monats

November 2022: Burgruine Arnstein

»Die Verwüstung dieses ehemahligen Schlosses rühret von unterschiedenen Ursachen her, als theils noch von dem ehemahligen Bauren-Tumult [...] theils von den Ungemach, so es zur Zeit des dreyßigjährigen Kriegs erfahren, theils aber auch von seinem eigenen Alter, und von den Witterungen, da man nicht so viel Unkosten angewendet, als nöthig gewesen, es in baulichem Stande zu halten«, urteilte Julius Bernhard von Rohr in seinen »Merckwürdigkeiten des Vor- und Unter-Hartzes« aus dem Jahre 1736. Dennoch würdigten Hermann Grössler und Adolf Brinkmann die über dem Einetal gelegenen Ruinenreste ausführlich im Rahmen der Bau- und Kunstdenkmäler-Inventarisation (1893) und zählten die Burg »zu den großartigsten und besterhaltenen Ruinen am Harz«.
Die moderne Forschung geht von der schwäbischen Herkunft der Arnsteiner aus. Erstmals zu 1107 urkundlich fassbar sind Judith und mehrere ihrer Söhne, darunter Walther I., der als Stammvater der Arnsteiner angesehen wird. Sein Sohn Walther II. nannte sich spätestens 1159 nach der Burg. Den Arnsteinern gelang es im Laufe der Jahrzehnte, im Harzvorland eine umfangreichere Allodialgrafschaft aufzubauen, die mit Rodungstätigkeit, Bergbaurechten und Münzrechten verbunden war.

Die moderne Forschung geht von der schwäbischen Herkunft der Arnsteiner aus. Erstmals zu 1107 urkundlich fassbar sind Judith und mehrere ihrer Söhne, darunter Walther I., der als Stammvater der Arnsteiner angesehen wird. Sein Sohn Walther II. nannte sich spätestens 1159 nach der Burg. Den Arnsteinern gelang es im Laufe der Jahrzehnte, im Harzvorland eine umfangreichere Allodialgrafschaft aufzubauen, die mit Rodungstätigkeit, Bergbaurechten und Münzrechten verbunden war.
Nach dem Aussterben der Grafen von Falkenstein im Jahre 1334 und einem Kampf zwischen den Grafen von Regenstein und dem Bischof von Halberstadt fiel die Herrschaft an erstere, die sie jedoch 1387 an die Grafen Busso und Günther von Mansfeld verkauften. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts mehrfach zwischen einzelnen Vertretern der Mansfelder veräußert, kam die Burg 1519 an Hoyer VI., der sie nach Zerstörungen im Bauernkrieg um 1530 wieder ausbaute und damit für sich wohnlich herrichtete. Infolge der Sequestration der hochverschuldeten Grafschaft Mansfeld 1570 wurde die Herrschaft Arnstein geteilt und veräußert, während das Schloss den Grafen erhalten blieb. Graf Johann Georg lebte die meiste Zeit des Dreißigjährigen Krieges auf dem Schloss.
Als 1780 die letzten Angehörigen der Grafenlinie verstarben, fiel die Herrschaft über das Schloss Arnstein an Kursachsen zurück und wurde seitdem mehrfach verpachtet, vor allem an die Familie von Hünerbein. Im Jahre 1783 musste kritisch festgestellt werden, dass die Gebäude alt und baufällig seien, eine Herstellung aber nur mit einem beträchtlichen Aufwand zu bewerkstelligen sei. 1798 ist die Rede davon, dass der Palas bis auf Reste eingestürzt sei; der Schutt wurde weggeräumt. Der Arnstein mit den dazugehörigen Besitzungen wurde schließlich 1844 an den hannoverschen Oberkammerherrn Ernst Ludwig Georg Adam von Knigge weitergegeben, dessen Familie ihn bis 1945 besaß.
Denkmalpflegerische Maßnahmen zur Erhaltung der Ruine fanden bereits 1909 statt. Seit 1956 wurde ein zunehmender Verfall beklagt, 1963 sogar von »fortlaufenden Zerstörungen« berichtet. Damals müssen größere Teile der Kirche und der westlich benachbarten Räume abgestürzt sein. Eine seit 1878/79 existierende Burgschänke im ehemaligen Schäferhaus ist im Laufe der vergangenen Jahrzehnte verfallen.

 

Seit 1992 fanden seitens des Heimatvereins im Palas Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten statt, 1999 eine Reparatur der Mauerwerksflächen des Rundturmes am Palas, 2000 wurde die südliche, 2001 die östliche Palaswand instandgesetzt.
An Gebäuden sind heute innerhalb der circa 150 mal 270 Meter messenden Burg oberirdisch zumeist nur noch fragmentarisch vor allem erkennbar: die Ringmauern, der Palas, die Kirche, daneben der Küchenbau mit Brunnen, Teile des sogenannten Mittelhauses über dem alten Abschnittsgraben auf der Ostseite, zwei mehreckige Treppentürme, ein Wirtschaftsbau im Südosten. An der Ostseite der Kernburg wurden zwei mit einer Ringmauer verbundene Rundtürme ausgegraben, die zu den frühen Beispielen mit über die Mauern vorspringenden Rundtürmen zählen (zweites Viertel des 13. Jahrhunderts); ein Vergleichsbeispiel ist die Burg Linn am Niederrhein. Mehr ist derzeit über die älteste Burg Arnstein nicht bekannt.
Der mächtige Palas ist das eigentliche Wahrzeichen des südöstlichen Harzvorlandes, ein aufwendiger spätgotischer Wohnbau (Abbildungen 1 und 2). Er besteht aus einem rechteckigen Bau, circa 10,6 mal 20 Messer messend, und einem im Südosten baueinheitlich errichteten runden Turm. Ursprünglich viergeschossig (Keller und Erdgeschoss gewölbt), wurde er im 16. Jahrhundert in einen sechsgeschossigen Bau erweitert. Dieser aus der Zeit um 1400 stammende wohnturmartige Bautypus hat Parallelen in Gatersleben, Querfurt, Westerburg oder Zilly.
Zahlreich erhaltene Inventarbeschreibungen und Bauakten künden seit dem 16. Jahrhundert von der dichten Bebauung der Burgfläche in der Kernburg, der östlichen Vorburg mit einem Sechseckturm und der westlichen Vorburg, in der sich ein Lustgarten befand. Außerdem liefern sie detaillierte Beschreibungen der einzelnen Gebäude und Räume.


Text: Reinhard Schmitt
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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