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Fund des Monats

August 2014: Neurestaurierung des Bronzekessels aus Schkopau

Nahe Schkopau (Saalekreis) lag ein Grabhügel, der Schwedenhügel, Suevenhöck oder Suebenhoek genannt wurde. Er wurde bereits im 19. Jahrhundert abgetragen. Ursprünglich muss er einen Durchmesser von 40 Meter gehabt haben.

1974 wurde vom Landesmuseum für Vorgeschichte Halle im Umfeld des Grabhügels eine Ausgrabung durchgeführt.  Dabei wurde ein Gräberfeld der Spätlatènezeit und frühen römischen Kaiserzeit gefunden, das hunderte von Urnengräbern beinhaltete. Die Funde wurden  im Anschluss restauriert.
In Grab 50 - HK 80:535, einem Urnengrab, erfolgte die Bestattung in einem Bronzekessel mit Eisenrand vom Typ Eggers 8 (Schmidt/Nitzschke1989, 28, 58). Der Bronzekessel wurde von außen freigelegt, gefestigt und für die Bergung und den Transport in die Restaurierungswerkstatt eingegipst (Abbildung 1). Bei der Freilegung fanden sich auf dem Leichenbrand kreisförmig verbogen und getrennt voneinander liegend ein zweischneidiges, eisernes Schwert und eine Schwertscheide mit eisernem Rückseiten- und bronzenem Vorderseitenblatt mit Ringösen (Abbildung 2).

In der Mitte, ebenfalls auf dem Leichenbrand, lag ein Stangenschildbuckel mit der Stange nach oben. Direkt darunter befand sich eine Lanzenspitze mit langem, schmalem Blatt. In unterschiedlichen Tiefen waren die restlichen Funde verteilt: eine Schildfessel, zwei geschweifte Fibeln, ein Plattensporn, Gürtelteile, Bronzeanhänger und Bärenkrallen. Der Kessel wurde in den 1980er Jahren restauriert. Die dafür verwendeten Materialien waren inzwischen stark gealtert und spröde geworden. Der Klebstoff war mittlerweile vergilbt. Die Bronzefragmente der Wandung begannen sich vom Untergrund zu lösen und verloren zu gehen (Abbildung 3). Um den Kessel im neuen Abschnitt der Dauerausstellung präsentieren zu können, der voraussichtlich Ende des Jahres eröffnet wird, musste er neu restauriert werden.

Der Bronzekessel

Der Kessel besteht aus vernieteten Bronzeblechen, welche in einen von unten aufgespalteten, ringförmigen Rand aus Eisen eingesteckt sind (Abb. 3). Am Hals-Schulterknick ist das Ober- mit dem Unterteil durch Bronzestifte vernietet. Die Höhe des Kessels beträgt 23,7 Zentimeter, der maximale Durchmesser 40 Zentimeter. Die Niete sind in etwa im Abstand von 1,5 Zentimeter angebracht.
Als Handhabe ist an einer Seite ein ehemals beweglicher Eisenring erhalten, welcher mit einer Eisenschlaufe und quadratischen Eisennieten an dem Bronzeblech angebracht wurde. Auf der gegenüberliegenden Seite sind nach der Freilegung deutliche Spuren von dem zweiten Eisenring erkennbar.
Der Kessel ist aus Bronzeblech getrieben und hat eine sehr dünne Wandung. Solche Kessel wurden im aufgehängten Zustand benutzt. Viele dieser Kessel tragen, trotz relativ kurzer Verwendungszeit, antike Reparaturspuren (Schmidt/Nitzschke 1989, 28). An diesem Kessel sind sie jedoch durch den dicken Klebstoffüberzug der Altrestaurierung schwer erkennbar.

Altrestaurierung

Im Kesselinneren überzieht ein dicker, glänzender Klebstoff die komplette Oberfläche (Abb. 4). Dieser bildet gleichzeitig die Ergänzungsmasse für die großen Fehlstellen. Der Klebstoff ist stark vergilbt, rissig und spröde. Durchgeführte Tests zeigen, dass der hierfür verwendete Klebstoff thermoplastisch, mit Aceton anlösbar, aber nicht löslich ist.
Die originalen Bronzeschollen der Kesselwand sind zum Teil abgeplatzt und lediglich durch einen Abdruck und mit Korrosionsresten in der Ergänzungsmasse erhalten.
Die Fragmente der Kesselwand sind in unterschiedlichen Höhenniveaus geklebt. Der Kesselboden ist an einigen Stellen nach innen deformiert.

Das Eisen, welches den Rand bildet, ist sehr stark korrodiert und mit tiefen Rissen durchzogen. Diese aufgeplatzten Risse sind an vielen Stellen mit einer braunen Ergänzungsmasse gefüllt. Eine Fehlstelle am Rand wurde durch ein Bleirohr ergänzt. An der Kontaktstelle von Ergänzung und Eisen sind Original und Bleirohr mit einer braunen, steinhaltigen und korrosionsimitierenden Masse befestigt und überzogen. Das Bleirohr soll im Zuge der Restaurierung entfernt werden, da der Originaleisenrand in drei Fragmenten vorhanden ist und die Fehlstelle so geschlossen werden kann.

Restaurierung

Vor Beginn der eigentlichen Restaurierung wurde der Zustand des Kessels genau dokumentiert, fotografiert und ein Restaurierungskonzept erstellt.
Zur Weiterbearbeitung musste der gesamte Kessel stabilisiert werden. Hierzu wurden lose Bronzeschollen an den Untergrund geklebt und die gesamte Bronzeoberfläche mit einem speziellen reversiblen Acrylatklebstoff gefestigt. Zusätzlich wurde die sehr dünne Bronzewandung mit klebstoffgetränkten Glasfasergewebestreifen von außen abgedeckt (Abbildung 5).

Durch die hiermit gewonnene Stabilität konnte nun das Eisen in der gängigen Methode zur Eisenrestaurierung bearbeitet werden. Der gesamte Kessel wurde auf einem Schaumstoffring stehend in der Feinstrahlkabine positioniert. Jetzt konnte das Eisen mit einer sehr feinen Strahldüse und speziellem Strahlpulver von der Korrosion befreit werden. Unter der dicken Korrosion kam durch diese Methode die originale Oberfläche wieder zum Vorschein.
Während der Bearbeitung musste das Eisen immer wieder mit speziellen Acrylatklebstoffen zwischengefestigt und geklebt werden. Die alte Ergänzungsmasse am Eisen und auch der Bleiring wurden mit einem Schleifgerät reduziert beziehungsweise entfernt (Abbildung 5). Die verbleibende Ergänzungsmasse unter dem Bleirohr konnte zur Montage der drei einzeln vorhandenen originalen Eisenrandfragmente verwendet werden, um die Fehlstelle zu schließen. Zum Abschluss der Eisenbearbeitung wurden Unterschneidungen am Eisen mit Epoxidharz aufgefüllt und das gesamte Eisen mit Acrylatklebstoff gefestigt (Abbildung 6).

Nach Abschluss der Eisenrestaurierung begann die Restaurierung der Bronze. Durch die mittels der Glasfaserwand gewonnene Stabilität des Kessels konnten auch die Klebstoffschicht und die Deformierung des Kesselbodens im Innenraum bearbeitet werden.
Der dicke Klebstoffüberzug an der Oberfläche der Kesselinnenseite wurde sowohl mechanisch als auch mit geeigneten Lösemitteln reduziert.
Die starken Deformierungen im Bodenbereich des Kessels konnten nach dem partiellen Erhitzen mit dem Heißluftföhn durch Modellierwerkzeuge verformt werden. Die hierbei entstandenen Klebstoffwülste wurden mit dem Schleifgerät abgeschliffen und anschließend mit neuem Klebstoff geschlossen.

Beim Entfernen der stabilisierenden Glasfaserstreifen mussten die einzelnen Streifen vorsichtig und schrittweise mit Aceton abgelöst werden. So konnten lose Bronzeschollen und Partien, welche nicht direkt an den Klebstoffuntergrund anhafteten, sofort geklebt werden und zum Teil durch Einspritzen von Acrylatklebstoff hinterfüllt werden (Abbildung 6).

Das originale Bronzeblech und der vergilbte Klebstoff der Ergänzungen hatten oft nicht das gleiche Höhenniveau. Hierdurch erschien die Kesseloberfläche stark zerrissen. Diese unterschiedlichen Niveaus konnten durch das Auftragen von eingefärbtem Wachs mit einem Heizspatel auf die Klebstoffwände angepasst werden. So konnte ein optisch geschlossen wirkender Übergang der einzelnen Fragmente modelliert werden. Nach dem Glätten der Wachsschicht wurde die so entstandene Oberfläche farblich retuschiert. Abschließend wurde das gesamte Objekt mit einer konservierenden Wachsschicht überzogen (Abbildungen 7 und 8).


Text: Vera Keil
Online-Redaktion: Dorothee Menke, Anja Lochner-Rechta

 

Literatur

B. Schmidt/W. Nitzschke, Ein Gräberfeld der Spätlatènezeit und der frührömischen Kaiserzeit bei Schkopau, Kr. Merseburg Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle 42 (Berlin 1989).

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