Fund des Monats
2022

»Wikinger in Sachsen-Anhalt?« Gleicherweise staunten wir schon einmal, als im Jahre 2005 der Fund des Monats Mai eine skandinavische Scheibenfibel aus der Zeit um 900 nach Christus vorstellte, die im altmärkischen Dähre westlich von Salzwedel völlig unverhofft zum Vorschein kam. Es war der erste »Wikingerfund« in Sachsen-Anhalt. Heute wundern wir uns in dieser Hinsicht abermals. Denn in der Zwischenzeit tauchte ebenso unvermutet ein zweiter Gegenstand auf, der aus dem wikingischen Norden hierher gelangte. Dieses Mal wartete der Boden des nördlichen Harzvorlandes mit der Überraschung auf. Es handelt sich um einen bronzenen Zierbeschlag, der 2012 bei Hecklingen im Salzlandkreis entdeckt wurde.
Bei der archäologischen Begleitung des grundhaften Ausbaus der Mittelstraße im Zentrum der Stendaler Altstadt wurde aus einem mittelalterlichen Wegehorizont in gut einem Meter Tiefe ein amorpher Klumpen aus Holz, Metall und Leder geborgen. Erst in der Restaurierungswerkstatt des Landesamtes wurde deutlich, dass es sich um die Überreste eines hölzernen Schuhs handelt. Er besteht aus einem an der Vorderseite leicht beschädigten, fast brettartigen Korpus aus Pappelholz von circa 22 Zentimeter Länge, acht Zentimeter Breite und einem Zentimeter Dicke – der eigentlichen »Sohle«, welche an der Unterseite mit zwei höckerartigen Erweiterungen von circa zwei Zentimetern Höhe versehen ist.

Mit einem privaten Zeugnis russisch-orthodoxer Gläubigkeit, gefunden an einem ungewöhnlichen Ort, beschäftigt sich der Fund des Monats März. Ikonen traten in Russland nicht nur im öffentlichen Leben und in der Kirche in Erscheinung, sie hatten auch eine zentrale Funktion im familiären Alltag und im privaten Raum. Jede Familie besaß Ikonen, die zu Hause verehrt wurden. Die Zunahme der Mobilität seit der frühen Neuzeit bedingte eine steigende Nachfrage nach Heiligenbildern, die man auch auf längeren Reisen oder auf Feldzügen problemlos mit sich führen konnte. Die Lösung waren kleinformatige Ikonen, die aus Metall (meist Bronze) gegossen wurden.

Bronzene und goldene Spiraldrahtröllchen gehören zu den Leitelementen frühbronzezeitlicher Hortfunde. In jüngerer Zeit konnten, dank immer ausgefeilterer Bergungs- und Röntgenverfahren, mehr und mehr dieser Funde auch in ihrem zweidimensionalen Zusammenhang einer modernen wissenschaftlichen Dokumentation zugeführt werden.
Ein solches Beispiel ist der Befund A /9456-217, der bei einer Grabung im Vorfeld des Baus der Gleichstrom-Hochvolt-Trasse Wattenberga (Sachsen-Anhalt) - Amperlingen (Baden-Württemberg) in der Gemarkung Schaltenburg zu Tage kam.

Die »Kleine Klaus« oberhalb Helftas bietet heute eine schöne Aussicht bis nach Eisleben und zum Süßen See, ansonsten jedoch wenig Auffälliges. Tatsächlich aber ist die Anhöhe ein Brennpunkt der mittelalterlichen Landesgeschichte: Buchstäblich übereinander liegen hier die Relikte einer fränkischen Burg der Karolingerzeit, einer ottonischen Königspfalz mit einer von Otto dem Großen vor 968 gestifteten Kirche, der hochmittelalterlichen Vorgängersiedlung Helftas und der hoch- und spätmittelalterlichen Burg gleichen Namens.

Vor dreieinhalb Jahren gelang es wenig südlich von Magdeburg einen außergewöhnlich gut erhaltenen Einbaum aus der Elbe zur bergen. Zur Konservierung wurde das Wasserfahrzeug umgehend in eine Polyethylenglycol-Lösung gelegt. Nun konnte es aus dem Koservierungsbad entnommen werden und wird momentan weiteren konservatorischen Maßnahmen unterzogen.