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Fund des Monats

April 2023: Bronzezeitliche Felsbilder bei Goseck

Die Felsbilder von Goseck sind ein bedeutendes archäologisches Erbe in Sachsen-Anhalt. Die Felsritzungen wurden in der mittleren bis späten Bronzezeit etwa zwischen 1600 und 1200 vor Christus geschaffen und befinden sich am Mittelberg bei Goseck im nördlichen Harzvorland. Die Felsritzungen zeigen verschiedene Tierdarstellungen, geometrische Muster und möglicherweise auch Landkarten (Abbildung 1).

Obwohl es keine schriftlichen Aufzeichnungen aus dieser Zeit gibt, wird vermutet, dass die Felsbilder eine religiöse oder spirituelle Bedeutung hatten und möglicherweise im Zusammenhang mit der Jagd standen. Einige Forscher vermuten, dass die Tierdarstellungen in Goseck Teil eines kultischen Jagdrituals waren, bei dem es darum ging, das Jagdglück zu erhöhen (Abbildung 2). Andere Interpretationen sehen in den Felsritzungen möglicherweise eine Art Landkarte, die die geografische Umgebung des Mittelbergs abbildet. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Felsritzungen im Zusammenhang mit der Sonnen- und Mondbeobachtung standen.

Die Felsbilder von Goseck wurden im Jahr 1927 von August Gernet entdeckt und von Hermann Größler und seinen Kollegen untersucht. Allerdings gerieten die Funde danach weitgehend in Vergessenheit, bis sie in den 1970er Jahren erneut von Archäologen untersucht wurden (Abbildung 3). Seitdem wurden weitere Untersuchungen durchgeführt, die zu neuen Erkenntnissen über die Bedeutung und Herkunft der Felsritzungen führten. Sie sind ein wichtiger Teil des archäologischen Erbes von Sachsen-Anhalt und bieten wertvolle Einblicke in die bronzezeitliche Kultur und Lebensweise. Es gibt zahlreiche Vergleichsbeispiele für bronzezeitliche Felsritzungen und Felsbilder in Europa, wie zum Beispiel die Felsritzungen von Tanum in Schweden, die Felsbilder von Valcamonica in Italien und die Felsbilder von Alta in Norwegen.

Die genaue Bedeutung und Funktion der Felsritzungen in Goseck bleibt jedoch ein Rätsel, da wir nur begrenzte Informationen aus der Bronzezeit haben und uns nur auf Indizien und Vermutungen stützen können. Die Felsbilder von Goseck sind daher ein faszinierendes und zugleich rätselhaftes Zeugnis aus einer vergangenen Zeit.

Während der Ausgrabungen in Goseck wurden auch mehrere Gussformen gefunden, die darauf hindeuten, dass die Menschen in dieser Region auch Metallverarbeitung betrieben haben (Abbildung 4). Diese Gussformen stammen aus der späten Bronze- oder frühen Eisenzeit und sind etwa 2500 Jahre alt.

In den letzten Jahren sind im Kunsthandel mehrere Goldfunde aufgetaucht, darunter Goldspiralen und -bleche. Laut unverifizierter Berichte in den Medien könnten diese Funde aus einer Raubgrabung bei den Gosecker Felsbildern stammen. Die Herkunft dieser Goldobjekte ist unbekannt, jedoch wird vermutet, dass sie möglicherweise aus dem Nahen Osten oder Zentralasien stammen und als Handelsgüter in die Region gebracht wurden. Es wird angenommen, dass sie in Goseck möglicherweise als Währung oder Statussymbol Verwendung fanden.


Text: Kai Schad-Gepeter
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

Literatur

H. Größler, Die Felsritzungen am Mittelberg bei Goseck und ihre Bedeutung. Mannus 1929, 21, 257–262.

M. Hinz/ H. Lübke (Hrsg.), Von der Steinzeit bis zur Gegenwart: Eine Zeitreise durch Sachsen-Anhalt (Darmstadt 2005).

J. Staecker, Felsbilder und Felsritzungen in Sachsen-Anhalt. Archäologie in Sachsen-Anhalt, Sonderband 16, 2016, 76–80.

UNESCO World Heritage Centre (n.d.). Rock Art in the Hjemmeluft Bay. Retrieved March 07, 2023 [https://whc.unesco.org/en/list/352/ aufgerufen am 22.03.2023].

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