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Denkmal des Monats

Dezember 2014: Kanzelaltar, Dorfkirche, Schmirma

In unmittelbarer Nähe der Stadt Mücheln im Landkreis Saalekreis liegt das kleine Dorf Schmirma. In der Ortsmitte steht die im 13. Jahrhundert errichtete Kirche, die äußerlich eher unscheinbar wirkt. Doch betritt man das Gebäude, steht man in einer der ungewöhnlichsten Kirchen Mitteldeutschlands. Zunächst sind es Karl Völkers (1889 bis 1962) expressionistische Deckenbilder von 1921/22, die den Betrachter durch die intensive Farbigkeit in ihren Bann ziehen. Geprägt wird der Raum aber auch durch die zeitgleiche Neugestaltung älterer Ausstattungsstücke, wie dem Kanzelaltar (Abbildung 1), der Orgel, der Hufeisenempore und den Kirchenbänken.

 Adolf Müller schrieb 1924 in Die Scheuer – Blätter für Heimatforschung und heimatliches Leben: »Dunkelgrün und leuchtendes Goldorange beherrschen den Raum. Die auseinanderstrebenden Farben werden harmonisch zusammengehalten durch das warme Gelb der Wände« (derzeit grüner Anstrich). Die Ausmalung und Innenraumgestaltung in der Kirche von Schmirma war der erste Auftrag dieser Art für den halleschen Künstler Karl Völker. Nach der Ausmalung der Feierhalle des Gertraudenfriedhofs 1914 und des halleschen Rathauses um 1917 und in Kenntnis seiner freien Arbeiten hatte Max Ohle, Landesbaurat und Provinzialkonservator, ihn hierfür empfohlen

Wie ein Plädoyer für die moderne Kunst liest sich sein Brief an den Pfarrer, in dem er seine Fürsprache begründet: »Können wir heute moderne Künstler für die Ausmalung der Kirchen heranziehen, so haben wir die Gewähr, dass wir etwas schaffen, das die Jahrhunderte überdauert – auch wenn heute sehr viele den neuzeitlichen Bestrebungen gleichgültig oder feindselig gegenüberstehen. Kurzum: ich möchte Sie herzlich bitten, im Interesse unserer ganzen Kunstentwicklung dafür eintreten zu wollen, dass wir in Schmirma etwas Besonderes und Eigenartiges schaffen dürfen; ich habe die feste Überzeugung, dass späterhin nicht nur die Gemeinde dafür dankbar sein wird, wenn dort Entfaltungsmöglichkeiten gegeben würden.« Max Ohle überzeugte den Pfarrer und die Gemeinde.
Das Detail zeigt einen Ausschnitt aus dem Kanzelaltar der Kirche (Abbildung 2). Die die Kanzel flankierenden Seitenteile wurden von Karl Völker neu gefertigt, unter Wiederverwendung der beiden älteren Türen. Dunkelgrün drängen kräftige Pflanzen aus dem Boden und entfalten ihr Blattwerk und ihre phantasievollen blauen, roten und orangefarbenen Blüten auf einem Fond in Goldorange. Dazwischen der Stern der Verheißung, der symbolhaft auch für eine bessere Welt steht.


Text: Sabine Meinel
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

 

 

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