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Denkmal des Monats

Juli 2016: Wettin

Vom alten Weinberg aus betrachtet hat man gleicherrmaßen die langgestreckte Burganlage und die sich nordöstlich an den Burgberg anschmiegende Stadt Wettin mit Rathaus- und Nikolaikirchturm im Blick, zwischen denen sich über dem Schweizerling auch der Bismarckturm erhebt (Abbildung 1).
Aus einer slawischen Fluchtburg des 8./9. Jahrhunderts hervorgegangen, wurde 961 die »civitas Vitin« erstmals als königlicher Besitz urkundlich erwähnt. Der verstärkte Ausbau der Burg, auf dem etwa 30 Meter aufragenden Porphyrrücken entlang des rechten Saaleufers, erfolgte ab dem 11. Jahrhundert als Sitz des gleichnamigen Grafengeschlechtes von Wettin. Insbesondere Konrad der Große von Wettin, späterer Markgraf von Meißen und der Ostmark, betrieb den hochmittelalterlichen Ausbau des sich über einen Kilometer lang erstreckenden Komplexes, bestehend aus Unter- und Oberburg. Die weithin das nördliche Saaletal beherrschende Burg wurde damit zum Stammsitz einer der bedeutendsten und mächtigsten Hochadelsfamilien in Deutschland, die später nachhaltig die kulturgeschichtliche Entwicklung des Landschaftsraumes im heutigen Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen mitbestimmte.

Graf Otto III. von Brehna-Wettin verkaufte 1288 das »castrum et civitatem Witin« an das Erzstift Magdeburg, deren Nachfolge das spätere Kurbrandenburg, ab 1701 Königreich Preußen, antrat. Nach der Säkularisierung teilten sich mehrere Adelsfamilien den Besitz. Auf die Familie Aus dem Winkel geht der 1606 erbaute, über vier Geschosse emporragende »Winkel-Turm« zurück, der mit seinen Renaissancegiebeln maßgeblich das heutige Erscheinungsbild der Burg von Süden her prägt.
Nicht unbedeutend ist das ursprünglich burggräfliche Gebäude der Oberburg. Während die Keller noch mittelalterlich sind, stammt der Kern des Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert. Es gehörte zeitweilig dem Grafen Hans von Mansfeld, ab 1592 dem Administrator Joachim Friedrich von Brandenburg. Nach Vereinigung verschiedener Güter wurde es schließlich Amtssitz des späteren königlich-preußischen Amtes. Die Burganlage ist heute im Besitz des Landkreises Saalekreis und wird in Teilen durch das Burggymnasium genutzt.

Die Ummauerung des Fleckens und Erhebung zur Stadt erfolgte spätestens Anfang des 15. Jahrhunderts. Reste der Stadtmauer sind heute noch in Teilen erhalten. Das malerisch und verwinkelt gelegene und sich mit der Landschaft romantisch verzahnende Städtchen gehört zu den reizvollsten mittelalterlichen Stadtanlagen in Sachsen-Anhalt. Aus mehreren Flecken zusammengewachsen, entwickelte sich die Wirtschaft auf der Basis des Bergbaus, der Schifffahrt, der Korbmacherei und des Bierbrauens. Zeugnisse früherer Wirtschaftskraft sind das Renaissance-Rathaus mit weit sichtbarer Laterne am Markt, das nach Brand 1660 in den Jahren 1661/62 neu aufgebaut wurde und seine letzte Gestaltung 1878 durch Otto Kilburger erhielt (Abbildung 2). Am längsrechteckigen, zum Rathaus hin ansteigenden Markt befindet sich neben Wohnbauten des 16. bis 18. Jahrhunderts der spätere Gasthof »Zum preußischen Adler«.
Prägend für das Stadtbild ist die am Nikolaikirchplatz stehende Stadtkirche St. Nikolai, deren Gründung in das 12. Jahrhundert zurückreicht. Mehrere Modernisierungsphasen, darunter die Erhöhung des Kirchturmes nach 1606, als er mit einem Renaissancegiebel verziert wurde, erhoben ihn zu einer Landmarke. Im Umfeld des Kirchplatzes stehen ebenfalls wertvolle Fachwerkhäuser der Renaissance, manche gut saniert, andere dem Verfall nahe.
Bemerkenswert für die Stadtgestalt ist die romantisch anmutende, verwinkelte Straßenführung und der beachtliche Häuserbestand aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Viele der Häuser sind im Kern älter als es ihr heutiges Erscheinungsbild vermittelt.


Text: H. Kleinschmidt
Redaktion: Sabine Meinel, Uwe Steinecke
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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