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Denkmal der Monats

März 2017: Umgebindehäuser, Elsteraue, Ortsteile Rehmsdorf und Krimmitzschen

Wie das Fachwerkgebäude in Rumsdorf (Abbildung 1) gehört auch das Beispiel in Krimmitzschen zu den sogenannten Umgebindehäusern. Kennzeichnend für diesen Haustyp ist die Verbindung von Block- und Fachwerkbau. Die Blockstube, die sich in der Regel auf der Schauseite des Hauses befindet, ist an zwei oder drei Seiten mit einer Konstruktion aus Ständern, Fuß- und Winkelhölzern umgeben, dem Umgebinde. Dieser Typus ist in Deutschland, Tschechien und Polen von Ostthüringen über die südliche Oberlausitz bis nach Böhmen und Schlesien verbreitet. Im Gegensatz zu den Häusern in der Lausitz und im Erzgebirge, bei denen das Umgebinde wie eine Arkatur plastisch um die meist freiliegende Bohlenstube gestellt ist, sind im ostthüringischen Raum die Flächen zwischen den konstruktiven Gliedern des Umgebindes mit Lehm oder Ziegeln ausgefacht und anschließend verputzt.
Das Innere der Bohlenstuben zeichnet sich neben der Sichtbarkeit der Bohlen durch eine getäfelte Holzbalkendecke mit profilierten Unterzügen aus, oft durch Schiffskehlen verziert, wobei die reicher verzierten und plastisch hervortretenden die älteren sind (spätes 17./frühes 18. Jahrhundert), wohingegen die des 18. Jahrhunderts eine flache und zurückhaltende Profilierung aufweisen. Das Haus in Rumsdorf wurde um 1800 errichtet. Hinter der Bohlenstube im Erdgeschoss und den Schlafräumen im Obergeschoss liegt der Wirtschaftsteil des Gebäudes mit der ehemals offenen Galerie, die als Flur zu den oberen Räumen, aber auch zum Trocknen von Lebensmitteln diente.

Das sogenannte Weberhaus in Krimmitzschen (Abbildung 2) prägt die Ortseinfahrt aus südlicher Richtung nicht nur durch seine stattliche Größe, sondern auch durch seine Umgebindekonstruktion und das Sichtfachwerk mit Andreaskreuzen an den Schauseiten. Trotz eines Kriegsschadens sind mehrere Bauphasen ablesbar. Der älteste Teil des Hauses ist die zwei Fensterachsen breite Bohlenstube in der Südwestecke des Erdgeschosses, die durch ihre Deckenkonstruktion besondere Beachtung verdient. Die getäfelte Holzdecke wird von einem profilierten Unterzug und mehreren Rahmenbalken mit Schiffskehlen getragen, deren flache Form eine Einordnung in das späte 18. Jahrhundert zulässt. In einer zweiten Bauphase wurde das Haus giebelseitig um eine Fensterachse verbreitert und der Oberstock samt dem Krüppelwalmdach entsprechend erneuert. Die Bohlenstube verbreiterte man entsprechend dem Bestand, jedoch lassen sich die neuen Deckenbretter anhand ihrer Rahmenprofile unterscheiden. Der Raum über der Bohlenstube erhielt eine Holzbalkendecke mit ährenförmig verlegten Brettern, die den Umbau in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts datieren. Ein zweiter Umbau erfolgte in der zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, als der Fußboden des Erdgeschosses statisch ertüchtigt wurde durch den Einbau gemauerter Preußischer Kappen auf Eisenstützen im Keller. Dies hing möglicherweise mit der Aufstellung größerer und schwererer Webstühle im Erdgeschoss zusammen. Bemerkenswert in diesem Keller ist auch die erhaltene umlaufende Steinbank, die wohl auch in diesem Haus zur sicheren Aufstellung von Vorratsgefäßen diente.
Nach Jahren des Leerstands und Verfalls Anfang der 1990er Jahre stark geschädigt, konnte das städtebaulich, geschichtlich und kunsthistorisch bedeutende Gebäude durch das Engagement seiner neuen Eigentümer gerettet werden.


Text: Marina Meincke
Redaktion: Sabine Meinel, Uwe Steinecke
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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