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Denkmal des Monats

März 2019: Wohnanlage Otto-Richter-Straße, Magdeburg

Bei der Bebauung der Otto-Richter-Straße im Magdeburger Stadtteil Sudenburg handelt es sich um eine frühe baugenossenschaftliche Wohnanlage, die in mehreren Bauabschnitten zwischen 1904 und 1916 mit 442 Wohnungen im Auftrag des Magdeburger Mieter-, Bau- und Sparvereins, dessen Begründer Otto Richter (1872 bis 1927) war, errichtet wurde. Der heutige denkmalgeschützte Teil des Straßenzuges, die Häuser Nummer 1 bis 6 und 40 bis 45, entstanden in den Jahren 1905/08 nach Entwürfen der Architekten August Pitt und H. Messinger. Nach dem Ersten Weltkrieg in der Zeit der Weimarer Republik als Magdeburg unter dem Synonym der »Stadt des neuen Bauwillens« firmierte, entstanden 1920/21 die starkfarbigen, experimentellen Fassadenanstriche, die nach einer künstlerischen Farbkonzeption des Architekten und Stadtbaurates Bruno Taut und dessen Mitarbeiter Carl Krayl ausgeführt wurden. Die für ihre Zeit spektakulären Anstriche wurden durchweg in starken ungebrochenen Buntfarben im Sinne einer expressionistischen Architekturauffassung unter bewusster optischer Zurückdrängung der bauzeitlichen Ornamentik umgesetzt. Besonders bemerkenswert ist das sogenannte Blitz-Haus in der Otto-Richter-Straße 2 wegen seiner freien, die Architekturgliederung negierenden, expressiven Farbfassung (Abbildung 1).

Das Gebäude wurde 1921 nach einem Entwurf des Architekten Carl Krayl gestaltet. Auf blauem Grund entwickelt sich die abstrakt expressiv bewegte Fassadenmalerei vom zentralen Hauseingang aus in gezackt aufstrebenden, an Art-déco-Grafik erinnernden Linienformationen in Gelb-, Grün-, Weiß- und Rottönen (Abbildung 2).

Die expressive Farbigkeit der Wohnhäuser, darunter auch das schwarz mit gelb-roten Details gefasste Haus Nummer 42 wurde nach Baubefund im Jahr 1998 rekonstruiert.

Die Gesamtanlage der Wohnsiedlung ist kunstgeschichtlich von herausragender Bedeutung als Dokument für Bruno Tauts international beachtete Kampagne für »Farbiges Bauen« im Magdeburg der frühen 1920er Jahre. Sie ist neben der Gartenstadt Siedlung Reform das  einzige Bauensemble in Magdeburg, das einen komplexen Eindruck von der stadträumlichen Wirkung der experimentellen Farbanstriche dieser Zeit vermittelt.


Text: Andreas Huth
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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