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Fund des Monats

Dezember 2001: Die ersten Bauern bei Coswig in Anhalt

Eine Bestattung der Kugelamphorenkultur

Seit einiger Zeit wird auf dem Buroer Feld, einem neu erschlossenen Gewerbegebiet westlich der Stadt Coswig (Anhalt), gegraben. Das Gelände auf dem nördlichen Elbhochufer ist von einer Vielzahl vorgeschichtlicher Kulturgruppen besiedelt worden. Zu den Siedlungen konnte stets auch das dazugehörige Gräberfeld gefunden werden (Abbildung 1).

Die Archäologen Torsten Schunke und Dr. Matthias Sopp interessierten sich besonders für die Bestattungen der jungsteinzeitlichen ›Kugelamphorenkultur‹ (3000 bis 2800 vor Christus). Die Grablegen fanden sich als ältere Bestattungen inmitten eines dicht belegten Gräberfeldes der  Hausurnenkultur (eisenzeitlich, circa 700 bis 500 vor Chr.) Der Fund kam für die Archäologen nicht ganz unerwartet: schon vor einiger Zeit war man im Hochuferbereich der Elbe auf eine Abfallgrube der Kugelamphorenkultur gestoßen. Die beiden Kugelamphoren-Körpergräber waren glücklicherweise nicht durch die jüngeren, eisenzeitlichen Bestattungen gestört (Abbildung 2).

Das eine Kugelamphorengrab schnitt jedoch das zweite Grab. Für die Interpretation sind solche ›Stratigrafien‹ (Schichtfolgen) ein sehr wichtiges Hilfsmittel: so lassen sich zeitliche Abläufe studieren, ältere und jüngere Fundkomplexe voneinander trennen. Gerade für die Kugelamphorenkultur sind derartige Befunde äußerst selten.

Spurensicherung nach 5000 Jahren

Das Skelett des Ost-West orientierten, zuletzt Bestatteten war im sauren Sandboden des Flämings bei der langen Liegezeit längst vergangen. Selbst die ovale Grabgrube wurde erst sichtbar, als man auf einer Digitalaufnahme die Rot- und Brauntöne hervorhob. Die Beigaben des Körpergrabes lagen in ihrer ursprünglichen Anordnung im Boden. So ließ sich  - trotz fehlender Leiche - die Lage des Toten als ›rechtsliegender Hocker‹ rekonstruieren:  Ein einfacher Kumpf stand am Hinterkopf des Toten, zwei geschliffene Beile aus grauem Flint müssen hinter seinem Rücken gelegen haben.  Über den Knien stand ein weitmündiger Topf mit kreuzständigen Henkelösen (Abbildung 3): keine Kugelamphore.

Diese ungestörte Bestattung überlagerte ein älteres Grab der Kugelamphorenkultur, das gleich ausgerichtet auf gleichem Niveau nur einen Meter weiter im Osten lag. Ein kleines Beil kam im  Überschneidungsbereich der beiden Grabgruben zum Vorschein. Verzierte Scherben von mindestens drei Gefäßen, darunter wiederum von einem verzierten, weitmündigen Topf, lagen in zwei Ansammlungen im Kopfbereich der älteren Beisetzung, wohl auch eine Körperbestattung in rechtsliegender Hockerstellung.

Wir erhoffen uns von dieser schönen Stratigraphie konkrete Anhaltspunkte zu einer inneren zeitlichen Gliederung der Kugelamphorenkultur, die trotz des erheblichen Verzierungsreichtums auf den Gefäßen bislang nicht gelingen wollte.


Text: Andreas Hille, Matthias Sopp
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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