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Denkmal des Monats

November 2014: Marienaltar, Stadtkirche St. Petrus, Hohenmölsen

Der große gemalte Flügelaltar entstand um 1490. Er wird dem Meister der Sachsenburger Altartafeln zugeschrieben und war für die 1494 von Erzbischof Ernst von Sachsen gestiftete und geweihte Ernstkapelle des Magdeburger Doms bestimmt, in der er 1513 beigesetzt wurde.

Das Triptychon zeigt eine Marienkrönung, auf den Seitenflügeln Mauritius und Stephanus, die Patrone der Domkirchen von Magdeburg und Halberstadt, auf den Außenseiten die Anbetung der Heiligen Drei Könige (Abbildung 1). Die zwölf sächsischen Wappenschilde der Wettiner, präsentiert von neun Engelsbüsten auf einem durchlaufenden Fries am unteren Rand des Triptychons, belegen die Herkunft und Stiftung des Retabels durch Erzbischof Ernst. Wie Halterungen auf der Rückseite des Tafelbildes bezeugen, trug dieses ehemals ein hohes, heute leider verlorenes Gesprenge.
1664 wurde der wertvolle Altar als fürstliches Geschenk von Herzog August, Administrator des Magdeburger Erzstifts und erstem Herzog von Sachsen-Weißenfels, der Stadtkirche St. Petrus zu Hohenmölsen für den dortigen Hauptaltar übereignet, wie die Inschrift an der neuen Predella bezeugt: »Augustus P(ostulatos) A(dministrator). M(agdeburg). D(ux). S(ax). J(ul). C(lev). et M(ont.) 1664«.

Die Malerei der Festtagsseite ist von hervorragender Qualität und zeigt eine sehr differenzierte Gestaltung der verschiedenen Farbbereiche mit aufwändigen Techniken: so ist der prächtige Goldhintergrund mit Granatapfelmustern graviert, die kostbaren Goldbrokatstoffe (zum Beispiel Kleid der Maria, Gewand des knienden Königs, Kissen des Mauritius) mittels sogenanntem Pressbrokat imitiert. Auch mit »Lüsterungen«, das heißt Farblacken auf Gold oder Silber, wurde die Kostbarkeit einzelner Stoffe (zum Beispiel Kissen des Heiligen Stephanus) hervorgehoben. Die Kronen von Christus, Gottvater und Maria (Festtagsseite) und die Gefäße der anbetenden Könige (Werktagsseite) zeigen eine ausgesprochen feine Schwarzlotmalerei auf der Vergoldung.
Das hier ausgewählte Detail zeigt einen Ausschnitt aus dem umlaufenden Fries vom rechten Seitenflügel: zwei Engel halten drei Wappen: links das Wappen der Grafschaft Landsberg, mittig das Wappen für die Grafschaft Altenburg und rechts das Wappen für die Herrschaft Pleißen (Abbildung 2). Mit der Darstellung der Wappenschilde postuliert sowohl der Stifter Ernst von Wettin seinen Herrschaftsanspruch als auch August von Sachsen-Weißenfels seine Legitimität als erster Herzog des neu gebildeten Herzogtums Sachsen-Weißenfels, auf dessen Territorium die Stadt Hohenmölsen liegt.
Die feine Malerei ist in klassischer Lasur-Mischtechnik ausgeführt: auf einer weißen, relativ dünnen Grundierung folgte die Untermalung in Tempera, daran schloss sich die weitere Ausarbeitung und Modellierung in Ölfarben beziehungsweise -lasuren an. Zum Schluss wurden mit sehr feinem Pinsel Lichter aufgesetzt (zum Beispiel Haare der Engel, Federn der Flügel).


Text:
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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