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Denkmal des Monats

April 2016: Schloss Wernigerode

Das Schloss Wernigerode, etwa 120 Meter oberhalb der gleichnamigen Stadt auf einer Bergkuppe am nördlichen Harzrand gelegen, gilt als eines der Hauptwerke des historistischen Repräsentationsbaus in Norddeutschland (Abbildung 1). Auch wenn das äußere Erscheinungsbild des 1862 bis 1885 für Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode (1837 bis 1896) durch den Architekten Carl Frühling (1839 bis 1912) geschaffenen Schlosses einen völligen Neubau suggeriert, handelt es sich genau genommen um die Überprägung und partielle Ergänzung einer deutlich älteren Anlage, deren Anfänge chronikalisch bis zum beginnenden 13. Jahrhundert zurückreichen. Zwei Drittel der rezenten Bausubstanz entstammen der Zeit zwischen Mittelalter und dem 18. Jahrhundert.
Das in den 1860er bis 1880er Jahren geschaffene, pittoreske Erscheinungsbild, das mit einer abwechslungsreich gestalteten Dachlandschaft sowie einer Vielzahl an Türmen in hohem Maße auf die Fernwirkung abzielt und Anleihen an mittelalterlichen Burgen sowie französischen Vorbildern der Hochgotik nimmt, hat jedoch keine historische Grundlage, sondern geht auf den Repräsentationswillen des Bauherren und den Gestaltungswillen seines Architekten zurück (Abbildung 2). Bis Mitte des 19. Jahrhunderts – so belegen zahlreiche historische Darstellungen – stellte das Schloss eine ausgesprochen nüchterne, barocke Anlage unter einheitlichem Satteldach dar.

Der deutsche Kunsthistoriker und Sonderbeauftragte des Landeskonservators der preußischen Provinz Sachsen, Ernst von Niebelschütz (1879 bis 1946), erkannte in dem umgebauten Wernigeröder Schloss »ein Werk jener neuzeitlichen Wiederherstellungsromantik …, deren Ehrgeiz es war, dem vagen Begriff ›Ritterburg‹ eine mehr frei erfundene und auf Stimmung bedachte als stilgerechte Form zu geben. Dass es auch in dieser Gestalt noch immer der Landschaft zur Zierde gereicht und eine bedeutende Fernwirkung ausübt, ist nicht zu bestreiten ...«.


Text: B. Rudolph, R. Ulbrich
Redaktion: Sabine Meinel, Uwe Steinecke
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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