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Denkmal des Monats

Dezember 2016: Halberstadt

Von den Türmen der Martinikirche aus hat man den schönsten Blick auf und über den Dom St. Stephanus und St. Sixtus sowie über den langgestreckten Domplatz bis hin zur Liebfrauenkirche mit der Bischofsburg (Abbildung 1). Der Domplatz, ein Ort von wohltuender Leere und fast selbst schon sakral anmutend, bildet das Bindeglied zwischen zwei der zu den wertvollsten deutschen Kirchenbauten gehörenden Gotteshäusern: der romanischen, als Kollegiatstiftskirche 1005 von Bischof Arnulf gegründeten Stiftskirche »Unser lieben Frauen« im Westen und dem gotischen Dom St. Stephanus und St. Sixtus auf der Ostseite gegenüber. Beide Sakralbauten sind architektur- und kirchengeschichtlich von höchster Bedeutung. Sie sind Zeugnis einer Kirchengeschichte, die nachweislich 827 mit dem Bau einer ersten Kirche begann. Über die Jahrhunderte hinweg wechselte der Dombezirk, 1018 durch Bischof Arnulf ummauert und später auch als Domburg bezeichnet, mehrfach seine Gestalt, sodass der heutige, den Domplatz säumende, überaus wertvolle Baubestand mit Bischofsburg, Domherrenkurien, Dompropstei und Gleim-Haus das Resultat einer mehr als eintausendjährigen Geschichte darstellt. Das nach Johann Wilhelm Ludwig Gleim benannte Kuriengebäude erlangte mit den Sammlungen des ehemaligen Stiftssekretärs und Literaten einen Ruf weit über die Landesgrenzen hinaus.

Durch archäologische Grabungen nachgewiesen, konnte eine bereits Anfang des 9. Jahrhunderts bestehende Missionszelle am Standort des heutigen Domes belegt werden, die noch auf die Gründung des Bistums unter Karl dem Großen zurückgeht. Der karolingische Bau stürzte 859 ein, 992 folgte eine ottonische Neugründung, die nach Brandzerstörung 1179 im Jahre 1220 wieder geweiht wurde. Danach wurde in ununterbrochener Folge die Bautätigkeit in vier Etappen, bis zur erneuten Weihe 1491, fortgesetzt.
Der überkommene gotische Dombau, hellansichtig durch seine Kalksteinquader, ist eine kreuzförmige Basilika mit Chorumgang und Scheitelkapelle. Die Westfront mit ihren rechteckigen, überaus schlanken und hohen Doppeltürmen bekam erst 1896 ihre abschließende Gestalt, die bis heute, gemeinsam mit den Türmen der Liebfrauenkirche, das städtische und auch weithin sichtbare Landschaftsbild von Halberstadt prägt. Südlich an das Domlanghaus schließen sich die Stiftsgebäude mit Kreuzgang an. Ältester Bauteil ist der Alte Kapitelsaal aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Die Architektur und die kunstgeschichtlich hoch bedeutsame Ausstattung des Domes mit einer Fülle von wertvollsten Einzelstücken erheben das Bauwerk samt dem hier befindlichen, größten deutschen Kirchenschatz aus hoch- und spätmittelalterlicher Zeit zu einem sakralen Ort von europäischem Rang. Der wertvolle Domschatz hat 2008 ein neues Gebäude an Stelle der südlichen Klausur erhalten. Hier sind jetzt unter anderem die ältesten erhaltenen europäischen Wirkteppiche, Pontifikal- und Altargewänder sowie Reliquiare zu sehen.

Auch aus der Liebfrauenkirche befinden sich Ausstattungsstücke in der Sammlung, darunter der auf 1245/50 datierte Reliquienschrank, eine Vorstufe zum späteren Altarschrein.
In der ehemaligen Stiftskirche »Unser lieben Frauen« gehören neben zahlreichen bemerkenswerten Ausstattungsstücken die aus Stuck fein modellierten Chorschranken zu den Hauptwerken der um und nach 1200 entstandenen Skulptur mit einer sich dem antiken Weltbild annähernden Individualisierung der Relieffiguren (Abbildung 2).


Text: H. Kleinschmidt
Redaktion: Sabine Meinel, Uwe Steinecke
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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