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Denkmal des Monats

Februar 2016: Ehemaliger Tagebau Golpa-Nord, Ferropolis, Gräfenhainichen

Der Braunkohleabbau hat die wirtschaftliche Entwicklung und Industrialisierung im heutigen Sachsen-Anhalt entscheidend geprägt. Er war die Voraussetzung dafür, dass die mitteldeutsche Industrieregion seit den 1920er Jahren neben Schlesien und dem Ruhrgebiet eine herausragende Stellung im damaligen Deutschen Reich einnahm. Später bildete er sowohl die energetische als auch rohstoffliche Grundlage der DDR-Volkswirtschaft. Ab 1989 kam es im Zuge der weitgehenden Einstellung der Braunkohleförderung im Osten Deutschlands zur Renaturierung der meisten Tagebaue, was oft mit Abriss der Anlagen und Verschrottung der Geräte verbunden war.

Vor diesem Hintergrund gelang es, einer Idee des Bauhauses Dessau folgend, einen Tagebau in weitgehend geschlossener Form exemplarisch und gezielt für die kulturelle Nachnutzung zu erhalten. Golpa-Nord war von 1958 bis 1991 in Betrieb und stellt somit eine Tagebauanlage vom Höhepunkt der weltweiten Braunkohlewirtschaft dar. In der Einheit aus abbautechnologisch abgeschlossener Tagebauausformung, zeittypischen Tagesanlagen und Fördertechnik in komplexer Großgeräte-Aufstellung ist Golpa-Nord deutschlandweit von einzigartiger Aussage.
Das Zentrum des fächerförmigen, im Uhrzeigersinn vorrückenden, sogenannten Schwenktagebaus bildete der »Drehpunkt«. Nach der Auskohlung der Lagerstätte liegt dieser auf der Spitze einer abbautechnologisch typischen Halbinsel im gefluteten Tagebaurestloch und markiert damit Anfang und Ende des Tagebauaufschlusses. Hier befindet sich Ferropolis.

Die im Kern erhaltenen zeittypischen Tagesanlagen mit Grubenleitung, Abspannwerk für die Elektrifizierung sowie Grubenwerkstatt mit Brückenkrananlage entstanden um 1960. Die Sammlung historischer Tagebaugroßgeräte aus den Jahren 1941 bis 1984 ist deutschlandweit einmalig. Bestehend aus Raupensäulenschwenkbagger, Eimerkettenbagger, Schaufelradbagger und zwei Absetzern von jeweils exemplarischer Einzigartigkeit, ist sie zugleich ein Beleg für die Weltgeltung des historischen Fördermaschinen- und Anlagenbaus in Sachsen-Anhalt.
Zur Sammlung gehören unter anderem der Raupensäulenschwenkbagger auf Raupenfahrwerk 197 ERs 400, als ältestes der vorhandenen Großgeräte, 1941 von der Maschinenfabrik Magdeburg-Buckau gebaut, sowie der schwenkbare Absetzer auf Schienenfahrwerk 1025 As 1120 vom VEB Förderanlagen Köthen, Baujahr 1959, der als besondere Merkmale einen um 360 Grad schwenkbaren Reparaturkran und einen besonders langen Ausleger aufweist (Abbildung 1). Der ebenfalls in Köthen gebaute zweiteilige Absetzer auf Schienenfahrwerk 1022 A2s 2240, Baujahr 1958, mit 1980 t das Schwergewicht der Sammlung, ist für Besucher geöffnet (Abbildung 2).
Ferropolis ist Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur und als Museum und Standort für kulturelle Großveranstaltungen etabliert. Bei Rockkonzerten et cetera bieten die Großgeräte eine beeindruckende Kulisse.


Text: Corinna Scherf
Redaktion: Sabine Meinel, Uwe Steinecke
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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