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Denkmal des Monats

November 2019: Kirche, Karl-Marx-Straße, Teutschenthal, Ortsteil Holleben

Die Geschichte der malerisch am Mühlgraben gelegenen Kirche geht bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts zurück. Von diesem Bau sind unter anderem der romanische Triumphbogen und die Sandsteintaufe in Kelchform erhalten. Der Chor mit dem spätgotischen Netzrippengewölbe stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das äußere Bild wird heute maßgeblich durch den barocken Umbau um 1700 bestimmt. Aus dieser Zeit stammt der über einem quadratischen Grundriss errichtete und ins Achteck überführte Turm mit der schönen Schweifhaube (Abbildung 1).

Den Innenraum prägt, neben dem Schnitzaltar aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts, die barocke Ausstattung mit der 1936 vorgenommenen phantasievollen Neugestaltung. Federführend war hier der hallesche Künstler Karl Völker. Er ist vor allem bekannt durch die 1921/22 entstandenen, stark farbigen, expressiven Deckengemälde in der Dorfkirche von Schmirma. 15 Jahre später erhielt er den Auftrag für die Farbfassung von Raum und Ausstattung in Holleben. Für Völker wurde die Arbeit in den Kirchen der Provinz eine der wenigen Erwerbsquellen in der Zeit des Nationalsozialismus.

Entstanden ist auf den Brüstungsfeldern der zweigeschossigen Hufeisenempore von 1666 eine faszinierende erzählerische Bildfolge, die sich um das Kirchenjahr rankt. Das Besondere daran ist die Verknüpfung des Festkreises des Jahres mit dem Wandel der Jahreszeiten und dem dörflichen Leben (Abbildung 2). Symbolische Darstellungen und himmlische Gestalten verschmelzen mit der konkreten Landschaft, ihren Menschen und deren jahreszeitlichem Tun. So ist im Frühling der säende Bauer auf dem Feld zu sehen, im Sommer wird die Erntezeit dargestellt, im Herbst zieht der Schäfer mit seiner Herde über die abgeernteten Felder und über dem verschneiten Winterdorf wird die Geburt des Heilandes verkündigt. Die Westseite der Empore zeigt zudem eine malerische phantasievolle Ansicht des Dorfes Holleben mit der Kirche.

Aus dieser Bildfolge stammt die Abbildung des Monats November, die einen Raben auf einem goldenen Zeichen in einer schneebedeckten Landschaft, zeigt (Abbildung 3). Es ist eines von vier Zeichen auf den Emporenfeldern, die sich dem Betrachter heute meist nicht mehr erschließen. Sie sind Sinnbilder für die Himmelsrichtungen und für die Jahreszeiten. Das hier verwendete Symbol steht für den Norden und den Winter, wie es auch das Bild verrät. Die leicht hügelige Landschaft ist typisch für den Saalkreis. Der Vogel könnte auf das nahe gelegene Merseburg und die dort angesiedelte Rabensage verweisen.


Text: Sabine Meinel
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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