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Die Himmelsscheibe von Nebra beweist: Schaltjahre gibt es schon seit 3600 Jahren

27. Februar 2020

Die folgende Presseinformation ist auch als PDF zum Herunterladen erhältlich.

Das Jahr 2020 ist ein Schaltjahr, in dem – wie alle vier Jahre – mit dem 29. Februar ein Tag eingefügt wird, um Mond- und Sonnenjahr im Einklang zu halten. Zum ersten Mal geschaltet wurde aber schon Jahrtausende vorher, wie die piktogrammartige Darstellung auf der 2013 ins Weltdokumentenerbe aufgenommenen Himmelsscheibe von Nebra zeigt.

Das 1999 von Raubgräbern gefundene und in einer spektakulären Polizeiaktion 2002 sichergestellte Objekt aus Bronze mit Goldauflagen zeigt die weltweit älteste Darstellung astronomischer Phänomene in konkreter Form. Die Himmelsscheibe wurde mehrfach umgestaltet, die erste Phase zeigte eine Regel zur Verschaltung von Mond- und Sonnenjahr.

Die Verschaltung von Mond- und Sonnenjahr

Die ältesten Kalendersysteme basieren auf der Abfolge der Mondzyklen und waren sogenannte Lunarkalender. Allerdings ist das Mondjahr etwas kürzer als das Sonnenjahr und um zu verhindern, dass beispielsweise Feiertage deshalb durch das Jahr wandern, waren regelmäßige Anpassungen durch das Einfügen von Schalttagen oder Schaltmonaten notwendig. Diese einfache Erkenntnis stellt die Menschen bis heute in der Praxis jedoch vor große Probleme, da beide Zyklen nicht ganzzahlig umgerechnet werden können.

Der Mond ist eine verlässliche Himmelsuhr. Jeder kann durch einfache Beobachtung seine Phasen mit bloßem Auge erkennen. Bei einer Verabredung zu Vollmond ist pünktliches Erscheinen garantiert. Alle 29,5 Tage ist der Neumond zu beobachten. Der Monat beginnt, wenn eine junge, schmale Mondsichel (Neulicht) am Abendhimmel erstmals erscheint. Nach 12 Neulichten, also nach 354 Tagen, fängt ein neues (Mond-)Jahr an.

Die Beobachtung der Sonne ist hingegen schwieriger und langwieriger. Erst nach wochenlanger Himmelsschau lässt sich erkennen, dass die Tage beispielsweise kürzer oder länger werden. Wir wissen heute, dass ein Sonnenjahr – also der Umlauf der Erde um die Sonne – ungefähr 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden dauert. Der darauf basierende Sonnenkalender misst abgerundet 365 Tage und ist damit um 11 Tage länger als der Mondkalender.

Wollte man die kalendarischen Daten im Verlauf der Jahreszeiten beständig halten, mussten daher zusätzliche Monate oder Tage eingefügt werden. Wann das zu geschehen hatte, wurde erstmals vor über 3.600 Jahren auf der Himmelsscheibe von Nebra kodiert dargestellt.
Auf dem Weltdokumentenerbe ist die früheste Darstellung einer Schaltregel verschlüsselt abgebildet. Mit dieser Regel lassen sich Sonnen- und Mondkalender annäherungsweise wieder in Einklang bringen. In dem von uns heute benutzten Kalender wird kein ganzer Schaltmonat mehr eingefügt, sondern lediglich alle vier Jahre ein zusätzlicher Tag im Februar – so wie am kommenden Samstag, den 29. Februar 2020. Das Bemühen, Mond- und Sonnenkalender in Einklang zu bringen verbindet uns bis heute mit den Menschen der Bronzezeit.

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